Martin Kirmayr 1943 – 2023
Trauerrede für Martin Kirmayr (gehalten von G. Klotzsche am 03.02.2023 bei dem Gedenkgottesdienst in St. Anton in Hausham)
Gudrun Klotzsche war langjährige Kollegin und Weggefährtin von Martin Kirmayr an der Schule Gmund und wurde schließlich seine Nachfolgerin als Rektorin.
„So traurig mich die Tatsache des plötzlichen Todes stimmt, ist es mir dennoch eine große Ehre, dass ich heute hier stehen darf, um Martin Kirmayr noch einmal in unsere Mitte zu holen und aufzuzeigen, welche Spuren und Erinnerungszeichen er als Lehrer und Rektor an der Gmunder Schule hinterlassen hat.
Kennengelernt habe ich Martin Kirmayr als junge Lehrerin 1984 an der Volksschule Hausham. Er war Konrektor und Lehrer einer 6. Klasse. Als Mobile Reserve übernahm ich damals für mehrere Monate seine Klasse. Er gab mir einen detaillierten Einblick in seine schulische Arbeit und versorgte mich regelmäßig mit den nötigen Unterlagen. Absolut keine Selbstverständlichkeit! Aber Martin Kirmayr war es wichtig, dass seine Schulkinder zuverlässig betreut wurden und dass die Kollegin – also ich – mit dem nötigen Wissen versorgt war, um die Arbeit gut bewältigen zu können, ohne im Schulalltag zu verzweifeln. Schon damals war mir klar, dass ich einem erfahrenen, offenherzigen, hilfsbereiten und pflichtbewussten Kollegen begegnet war, von dem man viel lernen konnte.
1989 wurde Martin Kirmayr an die Teilhauptschule Gmund als Rektor berufen. Im selben Jahr holte er mich als Vollzeitkraft an seine Schule. In den langen Jahren unserer Zusammenarbeit war es für mich immer wieder bewundernswert wie engagiert, verantwortungsbewusst und mit wie viel Weitblick er seine Aufgaben in Angriff nahm und zu Ende führte. Dabei behielt er sein Kollegium stets im Blick und unterstützte, wo er konnte. 18 Jahre lang manövrierte er seine Schule auch durch schwierige Zeiten mit so manchem Gegenwind sicher von Schuljahr zu Schuljahr. Stets „kämpfte“ er mit der Obrigkeit für zusätzliche Förderstunden, um auch die Schwächeren nicht zurückzulassen. Der Gemeinde entlockte er immer wieder jede Menge Geld für eine gute Ausstattung der Schule mit Lernmaterialien und hochwertigem Mobiliar. Dabei war ihm nicht nur die Qualität, sondern auch die Ästhetik wichtig. „Da kaufen mir was Gscheits, des was aushalt, uns aber auch gfällt!“ So findet man trotz Umbau und Neubau immer noch Tische, Schränke und Stühle aus seiner Zeit, die gerne benutzt werden.
Martin Kirmayr hatte als Lehrkraft viel zu bieten. Er förderte konsequent das pflichtbewusste, konzentrierte Arbeiten. Einer seiner Schwerpunkte waren die naturwissenschaftlichen Fächer. Er hatte in Mathematik so manchen Trick auf Lager, um das Grundwissen zu sichern. Seine Vorliebe war aber das Fach Kunst. Mit seinen Ideen und seinem fachlichen Können verstand er es die Kinder für das Thema zu faszinieren und ihnen erstaunliche Kunstwerke zu entlocken. Martin Kirmayr war so versiert, dass er auch Fortbildungen für Lehrkräfte hielt.
Ein weiteres Herzensanliegen war ihm natürlich der Sport. Martin Kirmayr war in allen Bereichen pädagogisch bestens ausgebildet. Im Sportunterricht schaffte er es immer wieder den Ehrgeiz der Schulkinder zu wecken, auch schwierige Übungen zu versuchen und zu trainieren. Warum? Er selbst war ein Vorbild, er konnte ihnen in vielen Bereichen vormachen wie´s geht. Und so schaffte es seine Truppe oft bei Landkreiswettbewerben auf die vorderen Plätze. Es war schön zu beobachten mit wie viel Stolz die Kinder ihre Urkunden und Pokale präsentierten.
In Zusammenarbeit mit seiner Kollegin Gabi Schabbehard brachte er die Schule bezüglich Sport auf Vordermann. Es gab Sommer wie Winter schulinterne Sportwettbewerbe und der Schwimmunterricht wurde ab der 2. Klasse zur festen Einrichtung. So waren Gmunder Schüler und Schülerinnen in allen Bereichen bei Landkreiswettbewerben dabei, oftmals begleitet von ihrem Rektor, der als Schiedsrichter und Mitorganisator beteiligt war.
Zur festen Einrichtung bis heute wurden die Wintersporttage. Durch großes Organisationsgeschick der Schulleitung und der engen und guten Zusammenarbeit mit dem Elternbeirat war es jedes Jahr wieder ein Highlight für die über 200 Kinder, wenn es zum Rodeln, Langlaufen oder Ski fahren ging. Die Schulkinder bewunderten ihren Rektor, wenn er in gekonnten Schwüngen den Ödberg herab zischte. Bei Schneemangel und warmem Wetter wurde einmal ausgewichen an die Hirschberglifte. Der Auslauf am Lift wurde zum Wasserskierlebnis. Der Liftbetreiber meinte: „Warum hat euer Rektor das nicht abgesagt?“ Der Ausruf eines Schulkindes erklärte alles: „Mei war des schee und bsonders, wenn mas durch die Wasserlachen gschafft ham!“ Die Freude der Kinder war es Martin Kirmayr wert, den Aufwand auf sich zu nehmen – auch immer mit der Sorge im Hinterkopf: „Hoffentlich passiert nichts.“
Die Zirkuswoche – ein weiteres Projekt, das nicht mehr wegzudenken ist aus der Gmunder Schule – verdanken die Kinder Martin Kirmayr. Er hat es 1990 als einer der ersten Schulleiter gewagt dieses große Event zu starten. In Zusammenarbeit mit Zirkuspädagogen, Lehrkräften und dem Elternbeirat konnten sich die Schulkinder in der Akrobatik, Clownerie und Jonglage erproben. Zeitweise gab es ein echtes Zirkusflair in einem großen bunten Zelt. Nicht selten vergossen Kinder bei der Abschlussgala Tränen. Originalton eines Schulkindes: „Weils so schee war und jetzt vorbei is!“
Der Teamgeist an der Schule war Martin Kirmayr als Rektor immer wichtig. Nur so konnten wir für die Kinder ein Schulleben gestalten, das mehr war als nur Lernen. Bei gemeinsamen Adventsfeiern richtete er persönliche Worte an seine Schulfamilie und trug eigene Gedichte vor. Bei Faschingsfeiern spielte er Klarinette und dichtete zum Spaß der Kinder Liedverse. Nicht selten bereicherte er Abschlussfeste durch eine Jonglagevorführung. Sogar bei seiner Verabschiedung 2007 gestaltete er einen Teil der Aufführung mit seiner Klasse. Martin Kirmayr wollte nicht nur der Boss sein, sondern auch Teil des Kollegiums. So wurde so mancher Geburtstag fröhlich gefeiert und ich erinnere mich noch an seinen 60. Geburtstag, als er freudestrahlend Schweinsbraten verteilte.
Martin Kirmayr hatte immer ein offenes Ohr für Kolleginnen und Kollegen. Er hielt uns als Chef oft den Rücken frei und unterstützte uns, wenn es darum ging Projekte umzusetzen. So konnte sich die Gmunder Schule in vielen Bereichen stets fortentwickeln. Als ich wusste, dass Martin in Ruhestand geht, konnte ich es mir nicht vorstellen, dass mir ein anderer Chef vor die Nase gesetzt wird, der vielleicht nicht verstand, warum es an dieser Schule so schön war. Also bewarb ich mich auf diese Stelle und wurde schließlich seine Nachfolgerin. Und wieder überließ er mir all sein Wissen, seine Unterlagen und unterstützte mich, dass ich in diese großen Fußspuren, die er hinterlassen hatte, hineinwachsen konnte.
Auch im Ruhestand hielt er der Gmunder Schule lange die Treue. Unterstützte uns bei den Wintersporttagen als Betreuer beim Eishockey, was keiner von uns konnte. Übernahm die Trampolingruppe beim Zirkus, weil keiner von uns den Schein dafür hatte. Die Kinder dankten es ihm mit glänzenden Augen und das Kollegium natürlich auch, weil er uns damit viel Arbeit abgenommen hatte. Bis Corona kam nahm er gerne an Sommerfesten, Lehrerausflügen und Geburtstagsfesten teil.
Martin Kirmayr – dein Leben ist nun zu Ende – aber was sicher bleibt, ist die Erinnerung an Dich. Du warst für viele von uns Vorbild, Unterstützer, Ratgeber und Mutmacher mit all deinem Wissen, deinem Vertrauen, deiner Energie und deinem Blick für das Ganze. Dass die Gmunder Schule so ein vielfältiges Schulleben hat, der Umweltgedanke einen hohen Stellenwert einnimmt und die Mittagsbetreuung eingeführt wurde, trägt die Handschrift von Martin Kirmayr. Dein Bild hängt in der Ahnengalerie der Schule und beweist, dass du einer von den dreien bist, der sie am längsten geleitet hat. Aber vor allem lebst du weiter in den Herzen vieler ehemaliger Schulkinder, Eltern, Kollegen, Kolleginnen und anderer Wegbegleiter.
In Dankbarkeit nehmen wir Abschied und wünschen dir von ganzem Herzen: Ruhe in Frieden!“